Sind das Vaterlandsverräter?
Wie
nennt man Politiker:innen, die gegen das Interesse des eigenen Landes handeln und sich an den Staatschefs jener Großmächte orientieren, die das Vereinte Europa ablehnen und schwächen wollen? Der altmodische und in der Vergangenheit vor allem von der politischen Rechten verwendete Begriff „Vaterlandsverräter“ drängt sich da nahezu auf. In Wirklichkeit ist es ein Verrat an den Idealen Europas – Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit, offene Gesellschaft, Wahrung der Menschenrechte, Gewaltlosigkeit. Und was hat das mit der FPÖ zu tun?
Dazu mein Kommentar unter dem Titel „Trumps fünfte Kolonne“ in den Vorarlberger Nachrichten:
Diese Woche wurde die neue US-Sicherheitsstrategie öffentlich gemacht. Sie hat es in sich. Darin heißt es wörtlich, Europa drohe „der Untergang der Zivilisation“. Und die USA wollen das verhindern, indem sie ihre „politischen Verbündeten in Europa“ unterstützen. Hierzulande sei die Meinungsfreiheit in Gefahr – das behauptet jener Mann, der kritische Medien im eigenen Land mit Lizenzentzug und somit einem Sendeverbot droht, missliebige Richter (laut Trump „Abschaum“) des Amtes entheben möchte usw.
Und nun möchte Trump also in Europa jene unterstützen, die seine Politik gutheißen. Wie diese Unterstützung ausschaut, wissen wir. US-Tech-Giganten – größtenteils Spießgesellen des Präsidenten – beeinflussen mit ihrer enormen Marktmacht seit langem die asozialen „sozialen Medien“ ebenso wie die Künstliche Intelligenz oder die Clouds. Europa hat in diesen Bereichen Entwicklungen verschlafen und ist den Giganten ausgeliefert.
Schon die Brexit-Abstimmung war ein Lehrbeispiel dafür: Die Menschen wurden mit gezielten Falschinformationen von den angeblichen Vorteilen eines Brexits überzeugt. Das Ergebnis: Seither verzeichnet die britische Wirtschaft im Vergleich zur EU ein geringeres Wachstum, steigende Bürokratie und Arbeitskräftemangel. Polens Ministerpräsident Donald Tusk hat seinen Landsleuten sogar versprochen, Polen werde Großbritannien wirtschaftlich überholen. Die neuesten Daten der Weltbank bestätigen das: In fünf Jahren könnte Polens BIP höher sein als jenes Großbritanniens.
Die EU konnte den Austritt des Königreichs zwar besser als die Insel verkraften, wurde wirtschaftlich ebenfalls geschwächt. Und Donald Trump möchte diese Schwächung weiter vorantreiben. Dazu braucht er die EU-feindlichen rechtsnationalistischen Kollaborateure. Zu ihnen gehören Staaten wie Viktor Orbáns Ungarn ebenso wie Parteien – etwa die AfD in Deutschland oder Herbert Kickls FPÖ in Österreich.
Letztere hat erst diese Woche in einer Presseaussendung behauptet, Österreich betreibe einen angeblichen „Feldzug gegen freie Rede“. Und das gefährde – richtig geraten – die Beziehungen zu den USA. Die außenpolitische Sprecherin der FPÖ, Susanne Fürst, lobte die US-Sicherheitsstrategie am Mittwoch im Nationalrat ausdrücklich. Wir wissen also, was bei einer allfälligen FPÖ-Regierungsbeteiligung zu erwarten ist.
In diesem Zusammenhang sind Enthüllungen besonders brisant, über die gestern „Der Standard“ berichtet hat. In einer nicht veröffentlichten Langfassung der US-Sicherheitsdoktrin werden vier europäische Länder genannt, die in enger Kooperation mit den USA aus der EU „herausgelöst“ werden sollen: Österreich, Ungarn, Italien und Polen.
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger warf den Blauen zurecht vor, als „Handlanger“ Wladimir Putins zu agieren. Man könnte hinzufügen, die FPÖ handle auch als „fünfte Kolonne“ von Putin-Spezi Donald Trump.

Braucht es wirklich einen 96-jährigen Philosophen, der dem europäischen politischen Establishment den Weg in die Zukunft weist? Es scheint so. Jürgen Habermas hat letzte Woche Klartext gesprochen. Kurz zusammengefasst: Wir brauchen mehr Europa! Dazu habe ich unter dem Titel „Chance für Europa“ in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst: